Diamantseminar am 18.8.2019

Am Sonntag, dem 18. August haben elf Mitglieder der Hamburger Gold- und Silberschmiede-Innung nicht etwa ausgeschlafen, sondern die Schulbank gedrückt und an einem Diamant-Seminar teilgenommen. Auch wenn Goldschmiede durch ihre Ausbildung und Berufserfahrung schon eine Menge über Diamanten wissen, der Diamantmarkt verändert sich ständig und die Technik des Schleifens verbessert sich rasant. Da heißt es dranbleiben, um mit dem eigenen Fachwissen immer auf dem neuesten Stand zu sein. 

Die Hauptfrage an den eigens angereisten Spezialisten für Diamanten war: „Wie erkläre ich meinen Kunden, warum sich die Diamanten der Goldschmiede von den günstigen Angeboten im Internet unterscheiden?“ Die Antwort: “Weil sie mehr funkeln (bessere Lichtausbeute) und mehr strahlen (bessere Farbe) also einfach schöner sind.“

Wer schon einmal Diamantshoppen im Internet war, wird sich gefragt haben, wie es sein kann, dass auf gewissen Websites Brillanten mit absolut gleichen Zertifikatangaben bis zu tausende Euro Preisunterschied haben. Geht das mit rechten Dingen zu?

Ja, das tut es, denn der Preis eines Brillanten wird von Spezialisten ermittelt und zwar nach sehr vielen verschiedenen Kriterien. Auf jeden Fall viel mehr, als auf einer Expertise für den Laien zu sehen ist. Da wäre zum Beispiel die Farbe. Die wird nach dem Gelb-Anteil bewertet. Die feinste Farbe ist das „Hochfeine Weiß“ (Farbbezeichnung auch D und E) da ist überhaupt kein Gelbanteil drin. Das „Fein Weiß“ (F und G) ist auch sehr schön weiß, das „Weiß“ (H) hat schon einen leichten „Stich“. Der leichte Stich gilt allerdings nur für den Gelbanteil. Wenn da noch ein Braun- oder Grauanteil im Stein ist - „die Farbe also unsauber ist“, dann fällt das negativ auf, fließt aber nicht in die Farbbewertung der Expertise mit ein. Deshalb wird der Brillant mit dem Braun- oder Grauanteil billiger verkauft als ein Brillant mit einem leichten Gelbstich. Auch wenn auf beiden Expertisen steht „Farbe Weiß = H“. 

Oder die Reinheit. Die Reinheit eines Brillanten wird durch die Menge und Größe der im Stein befindlichen undurchsichtigen Stellen bewertet. Diese weißen oder schwarzen Einschlüsse bilden sich während der Entstehung des Diamanten. Am seltensten ist natürlich der lupenreine Diamant, das bedeutet, dass ein trainierter Fachmann unter zehnfacher Vergrößerung (da gibt es spezielle Lupen) im Stein keinen Einschluss findet. Auf dem Zertifikat steht dann IF oder LC (für internal flawless oder Loupeclean). Die nächsten Abstufungen sind vvs (very very small inclusions), vs (very small), si (small inclusions) und P (für Piquee, das sind sehr große Einschlüsse, die das Funkel des Steines maßgeblich beeinträchtigen und die man mit dem bloßen Auge erkennt). 

ABER auch hier muss man die Expertise hinterfragen und sich den Stein einmal genau anschauen. Die Reinheit wird ja in der Expertise bewertet. Was aber NICHT drin steht, wie die Verteilung im Stein ist und ob es sich um weiße oder schwarze Einschlüsse handelt. letztere sind leichter zu erkennen. Das macht aber bei gleicher Reinheitsstufe den Preisunterschied aus. Ein Brillant mit der Reinheit si, bei dem die Einschlüsse hell sind und eher am Rand, der ist natürlich hübscher (und teurer), als ein si-Brillant, bei dem die Einschlüsse schwarz sind und direkt in der Mitte sitzen. Dann sieht man sie nämlich doch mal mit bloßem Auge und das stört jetzt echt.

Um also zu kontrollieren, ob ein Brillant nicht nur dem Zertifikat entspricht, sondern auch wirklich glitzernd, strahlend und hübsch ist, muss er vom Diamanthändler und später vom Goldschmied noch einmal der Schliff, die Farbe und die Reinheit untersucht werden. Die Farbe prüft der versierte Fachmann, indem er unter einer besonderen Lichtquelle mehrere Vergleichsbrillanten nebeneinander legt. Die Reinheit wird mit der besagten Spezial-Lupe untersucht. Dafür wurde bei dem Seminar auch praktisch geübt, um das vorhandene Fachwissen zu vertiefen und die eigene Wahrnehmung zu schärfen.

Nun kann es tatsächlich vorkommen, dass wir Handwerker (Goldschmiede) gelegentlich zum Fachidiotentum neigen. Deshalb ging es in Teil zwei des Seminars um das Thema „wie erklär ich‘s einem Kunden, der gerade hektisch mit 10 Seiten Ausdrucken von www. Online-Super-Cheap-Diamond.com vor meiner Nase herumfuchtelt. Und zwar verständlich“. 

Sollten Sie, liebe Leser, anhand des obigen Textes verstanden haben, warum ein billiger Brillant nicht zwangsläufig ein schöner Brillant ist, dann hat sich das Seminar auch in dieser Hinsicht für die Goldschmiede (und vielleicht auch einmal für Sie) gelohnt.